Noch vor Beginn des Dezembers hat sich in der europäischen Photovoltaikbranche eine Reihe strukturell bedeutsamer Veränderungen abgezeichnet. Diese Entwicklungen betreffen politische Anpassungen, Marktdynamiken, Projektumsetzungen und das Energiesystem insgesamt. In der Summe zeigen sie, dass sich Europas Solarbranche von einer Phase reinen Kapazitätswachstums hin zu einer neuen Entwicklungsstufe bewegt, die stärker auf strukturelle Optimierung und Systemeffizienz ausgerichtet ist.
Inhalt
- Vorsichtigere, aber klarere politische Weichenstellungen
- Agri-PV wird zu einem zentralen Bestandteil der EU-Energiewende
- Ältere Gebäude rücken wieder in den Fokus für PV-Nachrüstungen
- Cybersicherheit als neuer Schwerpunkt in einem digitalisierten Energiesystem
- Schlussfolgerung
1. Vorsichtigere, aber klarere politische Weichenstellungen
Italien hat bestätigt, dass die Regelung zur Überabschreibung auch im Jahr 2026 fortgeführt wird.
Obwohl diese Verlängerung weitgehend erwartet wurde, verschiebt sich der politische Schwerpunkt: Statt primär Investitionsanreize zu setzen, wird die Maßnahme nun stärker mit den nationalen Zielen der Energiewende verknüpft. Dadurch erhalten Unternehmen einen stabileren finanziellen Rahmen, um Photovoltaikprojekte und Effizienzmaßnahmen zu planen. Für Betriebe, die Eigenverbrauch, Lastoptimierung oder energetische Sanierungen vorantreiben, ist diese Planungssicherheit besonders wichtig.
Parallel dazu hat das Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit (Mase) die neue Fassung des Decreto Aree Idonee veröffentlicht, die klarer definiert, in welchen Gebieten Solarmodule installiert werden dürfen und wo Einschränkungen gelten. Die Regionen werden zudem verpflichtet, ihre Planungen innerhalb einer bestimmten Frist abzuschließen.
Die Verordnung markiert einen Übergang von Genehmigungen im Einzelfall hin zu einer systematischen Planung, die sich an Landnutzungskriterien und Netzkapazitäten orientiert. Dies soll regionale Konflikte reduzieren, die Transparenz im Genehmigungsprozess erhöhen und eine Grundlage für Großprojekte im Zeitraum 2026–2028 schaffen.
Auch auf europäischer Ebene zeigen sich ähnliche Signale.
Im Bericht Trends 2025 weist die IEA PVPS darauf hin, dass sich die politischen Prioritäten verschieben, da Photovoltaik zunehmend zu einer zentralen Infrastruktur des Stromsystems wird. Der Fokus verlagert sich vom Ausbau der installierten Leistung hin zur Stärkung der Systemresilienz – einschließlich Netzanschlussfähigkeit, Flexibilitätsressourcen, Speicherintegration und langfristiger Zuverlässigkeit.
Das Tempo des künftigen Kapazitätsausbaus wird daher stärker von der Infrastruktur abhängen als von der Höhe staatlicher Förderungen.
2. Agri-PV wird zu einem zentralen Bestandteil der EU-Energiewende
Im November verzeichnete die Agrar-Photovoltaik (Agri-PV) in Italien mehrere substanzielle Fortschritte.
Das Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit (Mase) erteilte zwei Projekten mit insgesamt 130 MW eine positive VIA-Bewertung, wodurch sich der Genehmigungsprozess deutlich beschleunigte. Dies zeigt, dass sich technische Standards und regulatorische Rahmenbedingungen zunehmend verfestigen. Gleichzeitig wurde der im PNRR bereitgestellte Fördertopf von 1 Milliarde Euro für Agri-PV vollständig freigegeben – ausgelegt für mehr als 2 GW installierte Leistung. Damit bewegt sich Agri-PV von einer politisch getriebenen Phase in eine tatsächliche Finanzierungs- und Umsetzungsphase.
Diese Entwicklung deckt sich klar mit der politischen Ausrichtung auf EU-Ebene.
Die Europäische Kommission bezeichnet Agri-PV in mehreren Dokumenten zur landwirtschaftlichen Nachhaltigkeit und Energiewende als einen Schlüsselpfad, der Landnutzung, landwirtschaftliche Resilienz und den Ausbau erneuerbarer Energien miteinander verbindet. Da klassische Freiflächenanlagen in Europa zunehmend auf Nutzungskonflikte und Genehmigungsengpässe stoßen, entwickelt sich Agri-PV von einer ergänzenden Lösung zu einem strategischen Szenario für die mittel- und langfristige Planung.
Auch in anderen Mitgliedstaaten wurden im November neue Projekte vorangetrieben.
In Frankreich veröffentlichten mehrere Agri-PV-Pilotvorhaben Zwischenergebnisse aus Weinbergen, Weideflächen und Ackerbaugebieten. Diese zeigen positive Effekte auf Bodenfeuchtigkeit, Pflanzenwachstum und Schattenbereiche für Nutztiere. In Deutschland startete Solmotion im November den Bau einer neuen Agri-PV-Anlage mit 15 MWp, die als weiterer technischer Referenzfall für den mitteleuropäischen Raum dient.
Durch politische Unterstützung, beschleunigte Genehmigungen und zunehmende Projekterfahrung entwickelt sich Agri-PV von der Pilotphase hin zu einer skalierbaren Einsatzform – und dürfte zwischen 2026 und 2028 zu einer der wichtigsten Quellen neuer Photovoltaik-Kapazitäten in Europa werden.

3. Ältere Gebäude rücken wieder in den Fokus für PV-Nachrüstungen
Da der Ausbau der Photovoltaik zunehmend durch begrenzte Flächen und Netzanschlusskapazitäten eingeschränkt wird, rückt die Eignung von Gebäuden für PV-Systeme als neues Branchenthema stärker in den Mittelpunkt.
Im November stellte das französische Unternehmen Enowatt ein speziell für Bestandsgebäude entwickeltes PV-Alternativsystem vor, das ohne zusätzliche statische Verstärkungen auf leichten Industrie- und Lagerdächern installiert werden kann. Laut veröffentlichten Testdaten reduziert das System die Flächenlast deutlich und nutzt eine verteilte Tragstruktur, wodurch viele ältere Dächer – bislang wegen begrenzter Tragfähigkeit nicht nutzbar – nun wieder für Solarmodule geeignet werden. Die Lösung befindet sich derzeit in der Phase der kommerziellen Validierung und hat bereits das Interesse mehrerer regionaler Energieagenturen in Frankreich geweckt.
Parallel dazu suchen zahlreiche europäische Länder, vorangetrieben durch die beschleunigte Umsetzung der EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD), nach geeigneten PV-Nachrüstungswegen für ihren umfangreichen Gebäudebestand.
Technische Behörden in einigen deutschen Bundesländern haben neue Richtlinien zur PV-Eignung leichter Dachkonstruktionen veröffentlicht. Darin wird betont, dass niederlastige Module, verteilte Montagesysteme sowie nicht durchdringende Befestigungslösungen zentrale technische Ansätze der kommenden Jahre sein werden. In Südeuropa prüfen Dachmanagementunternehmen in Italien und Spanien ähnliche Systeme, um strukturelle Einschränkungen zahlreicher Industriegebäude aus dem 20. Jahrhundert zu überwinden.
Aus Branchensicht weisen all diese Signale in dieselbe Richtung:
Angesichts zunehmender Flächenkonkurrenz und wachsendem Genehmigungsdruck wird die Fähigkeit, den vorhandenen Gebäudebestand zu „solarifizieren“, zu einem entscheidenden Faktor zukünftiger Photovoltaik-Trends. Technologien, die die strukturelle Belastung ohne Verstärkung minimieren, können ungenutzte Dachpotenziale freisetzen und das Wachstum der dezentralen PV zwischen 2026 und 2028 erheblich erweitern.

4. Cybersicherheit als neuer Schwerpunkt in einem digitalisierten Energiesystem
Im November berichteten mehrere französische Medien über neue Mitteilungen der nationalen Cybersicherheitsbehörde ANSSI und der Energieaufsicht, die auf den steigenden Vernetzungsgrad von PV-Systemen, Speichern und Wechselrichtern hinweisen. Dadurch werden diese Komponenten zunehmend zu potenziellen Angriffspunkten auf kritische Infrastruktur.
Die Solarenergie-Infrastruktur ist heute stark digitalisiert, doch viele Systeme im unteren und mittleren Marktsegment – in Wohngebäuden, Gewerbe oder Industrie – laufen weiterhin mit schwachen oder sogar werkseitigen Standardpasswörtern.
Remote-Zugriffsschnittstellen sind häufig frei im öffentlichen Netz sichtbar, was externe Eingriffe in bestimmten Szenarien erschreckend leicht macht. Die schnelle Verbreitung kostengünstiger Systeme verstärkt dieses Risiko zusätzlich – und rückt Cybersicherheit erstmals ins Zentrum der Diskussion im Bereich der dezentralen Photovoltaik-Trends.
Auch Prüfstellen in Deutschland und Nordeuropa veröffentlichten im November neue Netzwerkscans verteilter Energiesysteme.
Ein Teil der Wechselrichter, Heimspeicher und Monitoringgeräte läuft weiterhin mit veralteter Firmware und ohne verschlüsselte Kommunikation oder Zwei-Faktor-Authentifizierung. Dadurch können Geräteschnittstellen und Datenports potenziell erkannt und ausgenutzt werden. Die Behörden raten Anlagenbetreibern dringend, vor der winterlichen Spitzenlast alle Konfigurationen zu überprüfen, um Betriebsstörungen durch Remote-Kontrolllücken zu vermeiden.
Europäische Branchenverbände haben die Risiken der Digitalisierung ebenfalls zu einem Schwerpunkthema erklärt.
Mit dem raschen Ausbau der Photovoltaik, dem verbreiteten Einsatz von Fernüberwachung und cloudbasiertem Energiemanagement werden Wechselrichter, Datenerfassungseinheiten und Speichersysteme zunehmend zu digitalen Netzknoten. Je größer die Anzahl installierter Geräte, desto größer die Angriffsfläche – und desto höher das Risiko bei unzureichender Basiskonfiguration.
Diese Entwicklung unterstreicht, dass Cybersicherheit künftig ein integraler Bestandteil des Betriebs moderner Solarmodule und PV-Systeme sein wird.
Schlussfolgerung
Die jüngsten Entwicklungen zeigen deutlich, dass sich die europäische Photovoltaikbranche in eine Phase bewegt, in der Qualität, strategische Planung und Systemorientierung stärker in den Vordergrund rücken. Mit Blick auf das Jahr 2026 werden sich diese Photovoltaik-Trends voraussichtlich weiter verstärken: Politische Vorgaben zu Flächennutzung, Gebäuden und digitalen Assets werden präziser, und Unternehmen werden bei der Umsetzung von PV-Projekten zunehmend auf Systemgrenzen, Lebenszykluskosten und langfristige Betriebsstabilität achten.
Für Projektentwickler, Installateure und Endnutzer bedeutet dies: Wer strukturelle Veränderungen frühzeitig erkennt und sich darauf einstellt, kann Projekte reibungsloser umsetzen und Unsicherheiten im späteren Betrieb deutlich reduzieren.
Maysun Solar ist seit Jahren im europäischen Markt präsent und bietet Großhändlern sowie Vertriebspartnern eine verlässliche Versorgung mit Solarmodulen der IBC Technologie, TOPCon Technologie und HJT Technologie. Unser Anspruch: maximale Energieausbeute, schnelle Amortisation und hohe Systemstabilität – selbst bei begrenzten Flächen und im Einklang mit aktuellen Photovoltaik-Trends.
Quellenverzeichnis
PV Magazine Italia. Iperammortamento 2026: continuità degli incentivi e orientamento alla transizione energetica. 2025. https://www.pv-magazine.it
PV Magazine Italia. Il Mase rilascia due VIA positive per 130 MW di agrivoltaico. 2025. https://www.pv-magazine.it
PV Magazine Italia. Agrivoltaico PNRR: assegnato 1 miliardo di euro per oltre 2 GW di potenza. 2025. https://www.pv-magazine.it
PV Magazine Italia. Pubblicato il nuovo Decreto Aree Idonee: punti di forza e criticità. 2025. https://www.pv-magazine.it
PV Magazine France. Cybersécurité : un pilier central de la sécurité énergétique et du secteur solaire. 2025. https://www.pv-magazine.fr
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