Laut Reuters überschritt der internationale Silberpreis bis Ende 2025 zeitweise die Marke von 70 US-Dollar je Unze und verzeichnete im Jahresverlauf einen kumulierten Anstieg von über 130 %. Diese Entwicklung wurde nicht nur durch die industrielle Nachfrage getragen, sondern spiegelt auch strukturelle Veränderungen im Markt für Edelmetalle wider.
Für Silber handelt es sich bei dieser Preisrallye nicht lediglich um eine kurzfristige Bewegung auf den Finanzmärkten. Als zentrales Material im Metallisierungsschritt von Solarzellen wird Silber in großem Umfang für Silberpasten, Elektroden und Stromleitungsprozesse eingesetzt. Veränderungen des Silberpreises wirken sich daher unmittelbar und substanziell auf die Kostenstruktur der Zell- und Modulproduktion aus.
Inhalt
- Steigende Silberpreise erhöhen die Herstellungskosten von Modulen
- Kostensteigerungen werden auf die Modulebene weitergegeben
- Die Preislogik verändert sich: Aufwärtssignale werden vorgezogen freigesetzt
- Technische Gegenmaßnahmen stoßen an Grenzen: Weniger Silber gleicht den Kostendruck nicht sofort aus
- Fazit: Beschaffungsstrategien müssen vorgezogen werden, das Zeitfenster für Preisanstiege verengt sich
1. Steigende Silberpreise erhöhen die Herstellungskosten von Modulen
Der anhaltende Anstieg der Silberpreise ist nicht auf kurzfristige Marktstimmungen zurückzuführen, sondern das Ergebnis mehrerer struktureller Faktoren. Während die Nachfrage nach sicheren Anlagewerten zunimmt, wächst zugleich der industrielle Bedarf an Silber aus der Erneuerbare-Energien-Industrie. Die begrenzte Flexibilität auf der Angebotsseite verstärkt den Aufwärtsdruck auf die Preise zusätzlich.
Vor diesem Hintergrund sind die Herstellungskosten von Photovoltaikmodulen klar in einen Aufwärtstrend eingetreten. Der Kostendruck zeigt sich zunächst bei Silberpaste und Solarzellen. Der Anteil der Silberpaste an den gesamten Modulkosten liegt derzeit bei rund 15 %, hat damit Polysilizium überholt und konzentriert sich zunehmend auf die Modulebene. In den kommenden Jahren ist davon auszugehen, dass der Silberverbrauch in der Photovoltaikbranche mit dem weiteren Ausbau der global installierten Solarleistung auf einem hohen Niveau verbleibt.
Aus Sicht der Kostenstruktur von Modulen ist Silber zwar nicht der Materialposten mit dem höchsten Anteil. Es zählt jedoch zu den preislich volatilsten und zugleich zu den zentralen Rohstoffen, die kurzfristig nur schwer vollständig ersetzt werden können.
- Befindet sich der Silberpreis in einem relativ stabilen Korridor, lassen sich Schwankungen in der Regel durch Effizienzsteigerungen in der Fertigung oder Skaleneffekte abfedern.
- Steigt der Preis jedoch über einen längeren Zeitraum kontinuierlich an, gehen diese Schwankungen zwangsläufig in ein erhöhtes Kostenrisiko auf Herstellerebene über.
2. Kostensteigerungen werden auf die Modulebene weitergegeben
Unter den aktuellen Marktbedingungen in Europa fällt es Photovoltaikherstellern zunehmend schwer, Schwankungen bei den Rohstoffkosten weiterhin vollständig selbst zu absorbieren. Infolgedessen beginnen unterschiedliche Anbieter, den Kostendruck schrittweise über verschiedene Mechanismen entlang der Wertschöpfungskette nach unten weiterzugeben. Damit verändert sich auch die Preislogik auf Modulebene:
- Verkürzung der Angebotsgültigkeit: Im Gegensatz zu früheren Phasen mit längeren Angebotslaufzeiten neigen Hersteller heute dazu, die Gültigkeit ihrer Angebote zu verkürzen, um das Risiko steigender Rohstoffpreise für die eigenen Margen zu begrenzen.
- Strengere Preisfixierungsbedingungen: Die Bedingungen zur Preisfestschreibung werden zunehmend restriktiver. Häufig ist eine Preisbestätigung erst nach Vertragsunterzeichnung oder Zahlung einer Anzahlung möglich. In der Praxis entspricht dies einer klareren Übertragung eines Teils des Kostenrisikos vom Hersteller auf den Käufer.
- Vorverlagerung der Risikoverteilung: Bei Projekten mit verlängerten Lieferzyklen oder komplexeren Lieferabläufen wird das Kostenrisiko infolge von Rohstoffpreisschwankungen zunehmend vom Käufer getragen, anstatt vollständig beim Hersteller zu verbleiben.
Diese Entwicklungen stellen keine bloßen prozessualen Anpassungen dar, sondern sind Ausdruck einer grundlegenden Veränderung des Preissystems für Photovoltaikmodule. Kostensteigerungen wirken heute über mehrdimensionale Preisübertragungsmechanismen, anstatt sich ausschließlich in den veröffentlichten Endpreisen niederzuschlagen.
3. Die Preislogik verändert sich: Aufwärtssignale werden frühzeitig freigesetzt
Aus Branchensicht handelt es sich bei diesen Entwicklungen nicht um Einzelfälle. Jüngste Marktinformationen zeigen, dass einige führende Modulhersteller ihre Angebotsstrategien für bestimmte Produktlinien bereits angepasst haben. In quantitativer Hinsicht entsprechen diese Anpassungen Kostenverschiebungen in einer Größenordnung von rund 2–5 Eurocent pro Watt.
Bemerkenswert ist, dass sich diese Anpassungen nicht ausschließlich in direkten Erhöhungen der veröffentlichten Listenpreise niederschlagen. Vielmehr zeigen sie sich zunächst in einer höheren Aktualisierungsfrequenz der Angebote, verkürzten Gültigkeitszeiträumen sowie verschärften Bedingungen zur Preisfixierung. Dies deutet in der Regel darauf hin, dass Hersteller begonnen haben, ihre Kostenuntergrenzen klarer zu definieren, anstatt steigende Kosten weiterhin intern zu kompensieren, um bestehende Preisstrukturen aufrechtzuerhalten.
Ein Blick auf frühere Preiszyklen von Photovoltaikmodulen zeigt, dass der Markt häufig bereits in eine vorgelagerte Phase steigender Preise eintritt, wenn Hersteller der ersten Reihe ihre Preisstrategien anpassen. Ob sich dies im weiteren Verlauf in flächendeckenden Anpassungen der Listenpreise widerspiegelt, hängt stärker von der Projektnachfrage und den Lieferzyklen ab als von der bloßen Existenz von Kostendruck.
Für Einkaufsverantwortliche stellt sich in der aktuellen Phase daher nicht mehr primär die Frage, ob höhere Preise bereits in Preislisten ausgewiesen sind, sondern zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Bedingungen eine Preisfixierung noch möglich ist. Sobald der Markt in eine Phase gebündelter Preisanpassungen eintritt, verengt sich das Entscheidungsfenster für Käufer in der Regel deutlich.
4. Technische Gegenmaßnahmen stoßen an Grenzen: Weniger Silber gleicht den Kostendruck nicht sofort aus
Angesichts dauerhaft hoher Silberpreise beschleunigt die Photovoltaikbranche interne Maßnahmen zur Optimierung des Silberverbrauchs und zur Weiterentwicklung von Fertigungsprozessen. In der praktischen Umsetzung zeigt sich jedoch, dass eine Reduzierung des Silberanteils keine Lösung ist, die kurzfristig flächendeckend umgesetzt werden kann:
- Unterschiede in Zelltechnologien und Produktionsverfahren führen dazu, dass Maßnahmen zur Reduzierung des Silberverbrauchs je nach Produktionslinie sehr unterschiedlich umsetzbar sind.
- Selbst wenn der Silberverbrauch pro Zelle sinkt, bleibt der Gesamtkostenauftrieb bei Rohstoffen bestehen, solange sich der Silberpreis auf einem hohen und volatilen Niveau bewegt.
- Die Sicherstellung einer gleichbleibenden Zellleistung sowie einer langfristigen Zuverlässigkeit hat für Hersteller weiterhin höchste Priorität, was die Einführung aggressiverer Strategien zur Silberreduktion begrenzt.
Daher ist die Verringerung des Silberverbrauchs in erster Linie als mittel- bis langfristige Maßnahme zur Abfederung von Kosten zu verstehen und nicht als Ansatz, der den aktuellen Kostendruck unmittelbar und grundlegend kompensieren kann.
5. Fazit: Beschaffungsstrategien müssen vorgezogen werden – das Zeitfenster für Preisanstiege verengt sich
Unter Berücksichtigung der aktuellen Marktsituation und der Veränderungen in der Kostenstruktur lässt sich absehen, dass der Aufwärtsdruck auf die Preise von Photovoltaikmodulen keine zukünftige Möglichkeit mehr ist, sondern ein bereits laufender Prozess. Zwar unterscheiden sich Tempo und Ausprägung je nach Markt und Produktlinie, der übergeordnete Trend zeichnet sich jedoch zunehmend klar ab.
Für Unternehmen mit konkreter Projektplanung und definiertem Beschaffungsbedarf verlagert sich der Fokus damit weg vom Abwarten möglicher Preisänderungen hin zur Frage, wie sich unter den aktuellen Preisbedingungen möglichst vorteilhafte Kosten- und Lieferkonditionen sichern lassen. Insbesondere vor dem Hintergrund verkürzter Angebotsgültigkeiten und strengerer Preisfixierungsbedingungen bedeutet eine Verzögerung von Beschaffungsentscheidungen ein höheres Preis- und Risikokostenpotenzial.
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Quellenverzeichnis
Reuters. Silver quietly outperforms gold as precious metal rally accelerates. 2025. https://www.reuters.com/markets/commodities/silver-quietly-outperforms-gold-precious-metal-podium-2025-11-27
Fraunhofer ISE developing heterojunction solar cells with silver consumption below 2 mg/W.2025. https://www.pv-magazine.com/2025/04/17/fraunhofer-ise-developing-heterojunction-solar-cells-with-silver-consumption-of-less-than-2-mg-per-w/
pv-magazine.com. Silver prices surge, yet ‘thrifting’ poses little threat to solar cell, module quality. Oct 9, 2025. https://www.pv-magazine.com/2025/10/09/silver-prices-surge-yet-thrifting-poses-little-threat-to-solar-cell-module-quality/
pv-magazine.com. Silver price surge drives PV makers to cut silver usage further. Sep 26, 2025. https://www.pv-magazine.com/2025/09/26/silver-price-surge-drives-pv-makers-to-cut-silver-usage-further/
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