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Was gibt es Neues in der Solarindustrie? (November 2025)

6. November 2025

Inhaltsverzeichnis

  • Die Strompreisschwankungen in Europa nehmen zu, Italien bleibt auf hohem Niveau
  • Europa fördert lokale Modulproduktion – Kosten bleiben entscheidender Faktor
  • Politische Rahmenbedingungen und dezentrale Entwicklung: Wohnanreize, Fassadenintegration und Agri-PV
  • Der Wettbewerb um hocheffiziente Solarmodule rückt wieder die reale Energieerzeugung in den Fokus

Die Strompreisschwankungen in Europa nehmen zu, Italien bleibt auf hohem Niveau

Im vierten Quartal befindet sich der europäische Markt für erneuerbare Energien im saisonalen Übergang – die Strompreise schwanken stärker, Angebot und Nachfrage verschieben sich deutlich. Im Oktober zeigten die Strompreise in ganz Europa eine volatile Entwicklung: Der italienische Einheitliche Strommarkt (MGP) stieg Mitte des Monats deutlich an, überschritt zeitweise die Marke von 100 €/MWh und blieb damit unter den wichtigsten Märkten auf einem hohen Niveau. Marktanalysten führen dies allgemein auf Temperaturschwankungen, Preisschwankungen bei Erdgas sowie den saisonalen Rückgang von Wasser- und Windkraft zurück.

Daten mehrerer Energieagenturen zeigen, dass in der letzten Oktoberwoche die Strompreise in den meisten europäischen Märkten gegenüber der Vorwoche gestiegen sind. Das Vereinigte Königreich und Italien verzeichneten moderate Anstiege von rund 1 %, während die Märkte in Nordeuropa, Portugal und Spanien deutlich stärker reagierten – mit einem durchschnittlichen Preisanstieg von etwa 40 % im Vergleich zur Vorwoche.

Auch die Tagesverläufe offenbaren regionale Unterschiede: In Großbritannien und Italien blieben die Schwankungen moderat, während die Märkte in Nordeuropa und auf der Iberischen Halbinsel deutlich volatiler waren. In Frankreich fiel der Strompreis Ende des Monats kurzzeitig auf etwa 22 €/MWh, den niedrigsten Wert der Woche. Im Gegensatz dazu blieb der italienische Markt mehrere Tage über 100 €/MWh und erreichte Ende Oktober etwa 124 €/MWh. In Portugal und Spanien kam es ebenfalls zu kurzfristigen Preisanstiegen, während der nordische Strommarkt am 29. Oktober mit rund 75 €/MWh ein Zwei-Monats-Hoch erreichte.

Die Preisentwicklung steht in engem Zusammenhang mit der Erzeugung erneuerbarer Energien. In der zweiten Oktoberhälfte erlebten viele Länder aufeinanderfolgende Sturmtage: Dichte Wolken und ungünstige Wetterbedingungen reduzierten die Photovoltaik-Stromerzeugung in einigen Regionen um etwa 8 % bis 17 % gegenüber dem saisonalen Durchschnitt. Zwar konnte die Windkraft vorübergehend zulegen, sie glich jedoch nicht in allen Zeiträumen die PV-Schwankungen aus, was den Druck auf das Stromnetz erhöhte. In Frankreich trug zudem ein steigender Stromverbrauch in der Übergangszeit zur Verteuerung bei.

Insgesamt hat mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien die Wetterabhängigkeit des europäischen Stromsystems deutlich zugenommen. Themen wie Flexibilität und Marktresilienz rücken in den Vordergrund. Der Ausbau von Speicherlösungen, Demand-Response-Mechanismen und grenzüberschreitenden Stromverbindungen wird zunehmend als entscheidend angesehen. Einige energieintensive Unternehmen reagieren bereits proaktiv, indem sie ihren Anteil an Eigenverbrauch erhöhen, Speicherkapazitäten ausbauen und Stromabnahmeverträge (PPA) neu bewerten, um sich gegen anhaltende Preisvolatilität abzusichern.

Europa fördert lokale Modulproduktion – Kosten bleiben entscheidender Faktor

Mit der anhaltenden Fokussierung auf Energiesicherheit und Lieferkettenresilienz richtet sich die Aufmerksamkeit der Branche erneut auf die Kostenkalkulation und industriepolitische Strategien. Mehrere Institutionen und Branchenforen erklärten, dass bei ausreichender Versorgung mit Rohmaterialien, automatisierter Produktion und hoher Auslastung der Fertigungskapazitäten die Produktionskosten in Europa auf etwa 0,11 bis 0,12 €/W sinken könnten. Derzeit wird zudem ein Kostenmodell von rund 0,15 €/W diskutiert – die zentrale Frage lautet jedoch, ob Großfabriken dieses Niveau langfristig halten können.

Diese Einschätzung hat zu einer Neubewertung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Modulherstellung geführt. In den vergangenen Monaten blieb der Markt stark von importierten Solarmodulen abhängig, während auf der Vertriebsseite weiterhin preisgünstige Lagerbestände bestehen und Hersteller erheblich unter Druck stehen. Mehrere Marktanalysten sehen die Preise mittlerweile nahe am zyklischen Tiefpunkt. Nach mehreren Anpassungsrunden verfolgen Produzenten eine vorsichtigere Produktionsplanung, wodurch sich die Markterwartung von einem reinen Preiswettbewerb hin zu einem Angebots-Nachfrage-Gleichgewicht verschiebt.

Gleichzeitig sendet auch die Politik neue Signale: Anfang Oktober forderte die EU erneut, das Förderprogramm für lokale Photovoltaikproduktion zu beschleunigen. Diskutiert werden vor allem Betriebszuschüsse und Marktzugangsinstrumente, um für die europäische Fertigung ein klareres Planungsumfeld zu schaffen. Branchenverbände betonen, dass das Tempo und die Umsetzung der politischen Maßnahmen einen direkten Einfluss auf Investitionsentscheidungen und Produktionsstrukturen haben werden. Österreich startete im selben Monat ein neues „PV + Speicher“-Förderprogramm, bei dem „in Europa hergestellte Module“ zusätzliche Boni erhalten – ein weiteres Signal für den politischen Fokus auf lokale Wertschöpfung.

Trotz dieser Entwicklungen bleibt der Markt vorsichtig. Einige Projektentwickler sicherten sich bereits in der Niedrigpreisphase frühzeitig Material, während andere auf die endgültigen Förderrichtlinien und neue Produktionskapazitäten warten. Beschaffungsstrategien bleiben konservativ. Branchenweit herrscht Einigkeit, dass die Nachhaltigkeit der europäischen Modulproduktion nicht allein von einem Kostenwert abhängt, sondern von Faktoren wie Auslastung, Lieferkettentiefe, Energiepreisen und Finanzierungsbedingungen. Die aktuelle Diskussion stellt daher weniger einen Beschleunigungsimpuls dar, sondern vielmehr eine Neubewertung im Kontext eines Preistiefs und industriellen Umbruchs.

Politische Rahmenbedingungen und dezentrale Entwicklung: Wohnanreize, Fassadenintegration und Agri-PV

In Frankreich ist die Mehrwertsteuerermäßigung von 5,5 % für den Wohnsektor bereits in Kraft getreten. Die ersten Photovoltaikmodule, die die CO₂-Emissionsstandards erfüllen, wurden von der Zertifizierungsstelle Certisolis geprüft. Dazu gehören mehrere Module von Voltec Solar sowie Produkte von DMEGC Solar und JinkoSolar, die alle eine CO₂-Bilanz von unter etwa 530 kg CO₂ pro kWp erreichen. Diese Entwicklung macht die Kombination aus Produktionsnachverfolgbarkeit und Niedrig-CO₂-Zertifizierung zu einer tatsächlichen Voraussetzung für den Eintritt in den Wohnungsmarkt – die politische Richtung wird damit klarer.

Im Bereich der Gebäudeintegration hat eine Studie europäischer Forschungsinstitute gezeigt, dass südorientierte Fassadenanlagen in Kombination mit Batteriespeichern deutlich höhere Erträge erzielen. Besonders in gewerblichen Gebäuden und Stadtentwicklungsprojekten zeigen sich wirtschaftliche Vorteile. Fassadenanwendungen reagieren sensibler auf den Bedarf an zeitversetzter Energienutzung, und Speicherlösungen erhöhen die Energieeffizienz sowie die Stabilität der Erträge bei gebäudeintegrierter Photovoltaik (BIPV).

Im Bereich der Agrarphotovoltaik (Agri-PV) schreiten Diskussionen über Landklassifizierung und Ertragsregeln in mehreren Ländern voran. Einige Regionen haben Pilotprojekte gestartet, um das Zusammenspiel von Ernteerträgen, Lichtverhältnissen und Betriebskoordination zu untersuchen. Politisch liegt der Fokus zunehmend darauf, Photovoltaikanlagen auszubauen, ohne die landwirtschaftliche Produktivität zu mindern – ein Schritt hin zu klareren zukünftigen Bau- und Förderstandards.

Auf der Ebene des Stromsystems betonen Netzbetreiber und Marktforscher die wachsende Bedeutung von Flexibilitätsressourcen, darunter dezentrale Speicherlösungen, die Optimierung von Netzanschlüssen und grenzüberschreitende Laststeuerung. Auch auf Unternehmensseite sind Anpassungen erkennbar: Viele Industrie- und Gewerbebetriebe setzen zunehmend auf Kombinationsmodelle aus Erzeugung, Speicherung und Eigenverbrauch, um sich gegen Strompreisschwankungen abzusichern und ihre Energieeffizienz langfristig zu stabilisieren.

Der Wettbewerb um hocheffiziente Solarmodule rückt wieder die reale Energieerzeugung in den Fokus

Aktuelle Marktanalysen zeigen, dass sich die Kriterien von Projektentwicklern und EPCs bei der Modulauswahl weiter verändern. Der Schwerpunkt liegt zunehmend auf der Leistung unter realen Betriebsbedingungen statt auf reinen Nennwerten. Faktoren wie Hitzebeständigkeit, Schwachlichtverhalten, Strompfaddesign und Optimierung paralleler Verschaltungen werden zu Schlüsselfaktoren für die Stromgestehungskosten (LCOE).

Die anhaltend hohen Temperaturen des Sommers haben die Bedeutung von Wärmeableitung und Temperaturkoeffizienten erneut verdeutlicht. Betreiber kommerzieller Projekte berichten, dass Produkte mit ähnlicher Nennleistung bei Hitze deutlich unterschiedliche Erträge zeigen. Module mit fortschrittlicheren Kühlungs- und Materialtechnologien liefern über den Tagesverlauf hinweg stabilere Erträge – ein Vorteil insbesondere für Eigenverbrauchsanlagen. Auf Systemebene wird das Verhältnis zwischen BOS-Kosten und Installationseffizienz immer wichtiger. Aspekte wie Montagestruktur, Reihenabstand, Wechselrichterkompatibilität und Dachlast führen dazu, dass Projekte das Gleichgewicht zwischen Leistungsdichte und Baukomplexität neu austarieren. Module, die sich leichter transportieren, schneller installieren und einfacher warten lassen, finden zunehmend Anklang bei gewerblichen und industriellen Anwendungen.

In Bezug auf Materialien und Fertigungsprozesse schreitet die Silberreduzierung und -substitution weiter voran, um Risiken durch schwankende Rohstoffpreise zu mindern. Gleichzeitig gewinnen die Langzeitstabilität von Laminat- und Rückseitenmaterialien sowie die PID- und Hotspot-Resistenz an Bedeutung und werden verstärkt in Beschaffungs- und Abnahmebedingungen aufgenommen. In urbanen und kommerziellen Anwendungen spielt auch die optische Einheitlichkeit mit vollschwarzem Design eine wachsende Rolle. Mit dem Aufschwung von dezentralen PV-Anlagen und BIPV-Lösungen ändern sich die Konfigurationsstrategien: Viele Entwickler kombinieren heute Energiespeicher und Wechselrichtersteuerung, um Lastprofile und Preiszyklen zu optimieren. In komplexeren Dach- oder Fassadenszenarien mit teilweiser Verschattung gewinnen Module mit höherer Paralleldichte und feineren Subzellen an Bedeutung, da sie gleichmäßigere Erträge unter Abschattung liefern.

Insgesamt verlagert sich die Bewertung von Hochleistungsmodulen von theoretischen Effizienzwerten hin zur Gesamtleistung über den Systemlebenszyklus: Hitzeverhalten, Schwachlichttoleranz, Schattenresistenz und Langzeitdegradation – sowie die daraus resultierenden Wartungskosten und Ertragsstabilität – bilden die neuen grundlegenden Wettbewerbskriterien.

Maysun Solar ist im europäischen Markt fest verankert und liefert ein breites Portfolio an Solarmodulen für Großhändler und Distributionspartner – darunterIBC Technologie, TOPCon Technologie und HJT Technologie. Mit Fokus auf die optimale Abstimmung zwischen Dachkonstruktion, Einsatzszenario und Modulcharakteristik sowie zuverlässiger Lieferfähigkeit unterstützen wir Projekte dabei, langfristig planbare Energieerträge und stabile Investitionsrenditen zu erzielen.

Quellenverzeichnis

Bellini, E. (2025, November 4). Prezzi dell’elettricità: il mercato italiano unico sopra quota 100 €/MWh. PV Magazine Italia.
https://www.pv-magazine.it/2025/11/04/prezzi-dellelettricita-mercato-italiano-unico-sopra-quota-100-e-mwh/

Bellini, E. (2025, October 27). Solar modules could be produced in Europe at €0.15/W. PV Magazine India.
https://www.pv-magazine-india.com/2025/10/27/solar-modules-could-be-produced-in-europe-at-e0-15-w/

Bellini, E. (2025, October 31). Solar wafer prices stable with emerging downward pressure despite policy interventions. PV Magazine International.
https://www.pv-magazine.com/2025/10/31/solar-wafer-prices-stable-with-emerging-downward-pressure-despite-policy-interventions/

Bellini, E. (2025, October 22). Fraunhofer ISE identifies 37.6 GW solar potential along German railways. PV Magazine International.
https://www.pv-magazine.com/2025/10/22/fraunhofer-ise-identifies-37-6-gw-solar-potential-along-german-railways/

Bellini, E. (2025, October 29). Negative power prices surge across Europe as renewables rise. PV Magazine International.
https://www.pv-magazine.com/2025/10/29/negative-power-prices-surge-across-europe-as-renewables-rise/

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